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Otto Julius Bierbaum
Erlebte
Gedichte . 2. Auflage 1903
Blick ins Trübe
Unruh im Herzen und Verzweifelung,
Gähren und niederdrückende Schwere,
Mich selbst veracht' ich und Keinen lieb' ich, -
Keinen.
Ich blick hinab in die Gassenhast:
In den Unrath blick ich gemeiner Triebe.
Hetzend und lärmend mühen und kämpfen sie,
("Schuften" nennen sie's selber),
Ich!! ist die Losung - und Wunden, Wunden,
Jede Minute schlägt millionenfach
Tiefe, brennende.
Vorwärts, vorwärts, immer in Wuth,
Drängend, schiebend, zu Boden schlagend,
Ueber die fallenden, krümmend sich windenden
Sterbezuckenden Leiber der Anderen,
Vorwärts, vorwärts jagen die Rasenden, -
Wohin denn? Wohin?!!
Wozu dies Peitschen und Spornen und Stacheln,
Wozu dies Heulen und Gellen und Kreischen,
Wozu dies Lauern und Schleichen und Kriechen,
Wozu, Hallunken, dieses gemeine
Hasten und Lärmen? -
Was treibt sie und schleppt sie? - -
Es schleppt sie der Bauch, der vor ihnen hängt
Ihr hungriger, immer gefrässiger Gott,
Herrscher, König, höchstes Idol:
Der ist es, der sie alle bewegt,
Der Gott-Gott Bauch -
Hallelujah!
Otto
Julius Bierbaum . 1865 - 1910
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