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Otto Julius Bierbaum
Erlebte
Gedichte . 2. Auflage 1903
Cantus Lyriculorum
Wir sind die Zarten und Leisen,
Die Süssen, Sittsam-Frommen,
Die Tugend thun wir preisen
In glättlich-netten Weisen.
Bei jungen Mädchen sind wir stets willkommen
Mit unserm Bimmel - Bammel - Bimmel,
- Hilf Gott, wie reizend, - ewiger Himmel!
Wir sind gefüllt mit Wonnen
Gar süss, wie Pfannenkuchen;
Kaum hat die liebe Sonnen
Mit ihrem Glanz begonnen,
Beginnen wir, uns Reimelein zu suchen
Im Ton von Bimmel - Bammel - Bimmel,
- Hilf Gott, wie reizend, - ewiger Himmel!
Nur eins kann uns erregen
Und aus der Ruhe bringen:
Sobald zu stärkern Schlägen
Die Herzen mag bewegen
Das neue Volk mit seinem lauten Singen.
Wo bleibt denn: Bimmel - Bammel - Bimmel?!
- Oh Sündenfrechheit! - Ewiger Himmel!
In Bann mit diesen Neuen!
Henkt, henkt die Unverschämten,
Die sich vor gar nichts scheuen,
Die uns mit Wahrheit dräuen,
Die selbst, ihr Götter! sich nicht anbequemten
Dem einz'gen Bimmel - Bammel - Bimmel!
- Du stehst noch fest, - oh ewiger Himmel?!
Wir blasen die Hirtenflöten
Und zupfen an der Leyer,
Wir singen von Liebesnöthen,
Doch Keine braucht erröthen.
(Ein jeder Vers - en gros - kost't blos 'nen Dreier.)
Und dabei Bimmel - Bammel - Bimmel!
- Hilf Gott, wie billig, - ewiger Himmel!
Statt Blutes fliesst uns stille
Süss-Syrup durch das Herze,
Lammfromm ist unser Wille,
Zart-rosa unsre Brille,
Gar süsse wonnelt's uns sogar im Schmerze -:
Es tönt halt: Bimmel - Bammel - Bimmel,
- Und das beruhigt, - ewiger Himmel
Wir sind von kluger Kühle,
Gar fürsichtig-gemessen;
Auf rosigem Wolkenpfühle,
Weltfern dem Zeitgewühle
Lässt klimpernd sich das düstre Heut' vergessen
Im holden Bimmel - Bammel - Bimmel.
- Hilf Gott, wie reizend, - ewiger Himmel!
Otto
Julius Bierbaum . 1865 - 1910
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