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Otto Julius Bierbaum
Erlebte
Gedichte . 2. Auflage 1903
III.
Die Römerschanze.
1.
A la Bonheur! Strategischen Blick
Hatten die Römer und viel Geschick,
Muss ich sagen, im Schanzenbauen.
Hoch steh' ich oben in eifrigem Schauen
Durch den schönen Septembertag,
Ob sie nicht endlich kommen mag.
Unten der See liegt unbewegt,
Oben im Walde kein Wipfel sich regt,
Ringsum auf Feldern mit Sensen und Sicheln
Wimmelt's von Hansen und Franzen und Micheln;
Feierlich bummt es vom Klosterthurm sechse,
Hurrah, da kommt meine braune Hexe.
"Schneller, schneller, ich warte Dein!"
Hollah, da rennt sie querfeldein,
Fliegt an die Brust mir mit einem Sprunge,
Stürmisch heb' ich sie hoch im Schwunge,
Kuss und Umarmung, eins, zwei, drei,
Und im Grase liegen wir zwei,
Rollen die Böschung hinunter weich,
Rollen direkt in's Himmelreich.
Keiner stört uns. Schanzenumschützt
Haben wir römische Kriegs-Kunst genützt.
Was vor vielen hundert Jahren
Schutz gewesen den Legionaren
Gegen Attaque und Ueberfall,
Ward uns zum bergenden Liebeswall.
Lieb' ich auch sonst nicht die harte Stadt,
Die eine Wölfin im Wappen hat,
Heute sing' ich ihr Preis und Lob,
Dass sie die schützende Schanze uns hob,
Die uns ein Liebesbette bot
Bis in's erlöschende Abendroth.
2.
Frau Roma hat uns das Bett gemacht,
Die goldene Sonne hat drüber gewacht,
Ei jo!
Vom blauesten Himmel wars überdacht.
Das hohe Gras war flaumfederweich,
Ein Cäsar machte den Boden uns gleich,
Ei jo!
Wer hat ein Bett so rar und reich?
Otto
Julius Bierbaum . 1865 - 1910
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