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Zwei Bücher Liebe
162 Bücher



Georg Busse-Palma
Zwei Bücher Liebe . 1. Auflage 1903



Klaus Störtebeker

Klaus Störtebekers gepanzerte Hand,
Die Hansa hat sie gezwungen.
Sie nahm ihn gefangen bei Helgoland
Mitsamt seinen trotzigen Jungen.
Laut brüllte ihr Schlachtschiff "Die bunte Kuh",
Ihre Nüstern spien Tod und Verderben.
Nun wiegt sie den Türmen von Hamburg zu
Den alten Wickingererben.

"Ich will," sprach er, "ihr Herrn vom Rat,
Um meines Lebens wegen,
Eine goldene Kette um eure Stadt,
Gold um ganz Hamburg legen.
Und mit Rubin und Edelstein
Eure samtenen Wämser schmücken,
Denn besser ist es, ein Bettler sein,
Als sich dem Beil zu bücken." - -

Die seidnen Krausen der Herrn vom Rat,
Die raschelten im Verneinen.
"Zu laut um deine Missetat
Die Witwen und Waisen weinen.
Klaus Störtebeker, zum letztenmal
Hörst du die Winde heut wehen,
Und morgen wird Fiedel und Flötenschall
Mit dir zum Richtplatz gehen!"

Klaus Störtebeker dacht' lange stumm
Der Brüder, der kettenbeschwerten.
Meine Macht ist vorbei, meine Zeit ist herum,
Wie rette ich meine Gefährten?
Treu gegen Treue ist deutscher Brauch.
Mir sind sie treu gewesen.
Die alte Treue, ich halt' sie auch,
Kein Beil kann von ihr lösen!

Und als er wieder den Blick gekehrt,
Sprach er, wenn's also eilig,
Dann sei mir die letzte Bitte gewährt,
Der Sterbenden Wünsche sind heilig!
Begnadigt alle, an denen ich
Vorüber noch rennen werde,
Wenn schon dies Haupt hier rollend sich
Beschmutzt auf eurer Erde!
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Als dann der andre Tag gegraut,
Schritt er im Festgewande
Mit Fiedeln und Flöten zu seiner Braut,
Zum Grasbrook am Elbestrande.
Seine Braut war das Beil und ihr Kuß war der Schlag,
Der stählern im Nacken ihm brannte.
Doch als sein Haupt dann am Boden lag,
Der Rumpf stand auf und rannte.

Und rannte die Reih' der Gesellen entlang,
Die ihres Todes dort harrten,
Derweil zu Flöten und Fiedelklang
Die Knechte das Haupt schon verscharrten.
Und rannte vorüber am fünften Mann -
Fünf Herzen atmeten wieder -
Da stieß er im Lauf an ein Holzscheit an
Und das zwang ihn hernieder.

Blutüberströmt lag da der Rumpf,
Und konnte sich nicht mehr heben.
So fielen um einen Birkenstumpf
Eine Leiche und fünfzig Leben!
Doch alle, die dann mit entblößtem Genick
Nach ihm auf das Blutgerüst wallten,
Die trugen den lodernden Stolz im Blick,
Daß er die Treue gehalten ...

Und ob sich die Zeit auch geändert hat,
Ob's Räuber auch nur und Rebellen,
Wollte Gott, es gäbe in Land und Stadt
Noch heut einen solchen Gesellen!
Der treu wie im Leben treu über den Tod,
Treu denen, die ihm vertrauen,
Der könnte noch heute nach irdischer Not
Dem höheren Richter, dem ewigen Gott,
Getrost ins Antlitz schauen!


  Georg Busse-Palma . 1876 - 1915






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