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Georg Busse-Palma
Zwei
Bücher Liebe . 1. Auflage 1903
Meine Pfleglinge
Als ich heut über die Wiesen ging,
Sah ich mit einmal ein seltsam Ding.
Kleine Gesellchen
Mit langen Löffeln und braunen Fellchen
Trottelten dort so behaglich umher,
Als ob auch rein gar nichts zu fürchten wär'.
Leise trat ich an sie heran,
Sah mir die Tierchen von nahe an:
Dicke Mäulchen, dumme Gesichter,
Das rechte drei Tag alte Häschengelichter.
Wie sie noch guckten: was mag das sein?
Hüllte mein Sacktüchel beide schon ein.
Hase und Häsin verfielen dem Schrot.
Zur Schonzeit schoß sie ein Tölpel tot.
Elend zu Grund wär die Brut wohl gegangen -
Hatte zu laufen kaum angefangen -
Hätt' ich die Waislein nicht zeitig entdeckt
Und sie geschwind in die Tasche gesteckt.
Als ich sie glücklich nach Hause gebracht,
Schnell ward ein Körbchen zurecht gemacht.
Gräser und Klee und zum reichlichen Leben
Ward noch ein Fläschlein voll Milch gegeben,
Oben ein Luller, und alle zwei Stund'
Kriegten die Kerlchen das Ding in den Mund.
Hei, wie sie tranken! Es war eine Lust.
Just wie ein Kindlein die Mutterbrust.
Waren sie hungrig, die zierlichen Dinger,
Nahmen sie gläubig auch meinen Finger;
Und blieb der trocken und tränkte sie nicht,
Zu allerliebst dämlich war dann ihr Gesicht! -
Waren so klein, so täppisch und dumm,
Krempelten dennoch mich um und um.
Jeden Abend und jeden Morgen
Dachte ich: du hast doch für einen zu sorgen.
Ist es kein Weib, ist es kein Kind,
Sei froh, daß es wenigstens Häschen sind!
Wer nicht viel Liebe empfangen im Leben,
Hat ach so viel Liebe zum weitergeben!
Auf wen ich sie lege, auf wen ich sie wende,
Es hält über allem der Herr seine Hände.
Und ob mich auch tausend drum töricht schelten:
Auch diese Liebe wird Gott vergelten! - - -
Georg
Busse-Palma . 1876 - 1915
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