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Georg Busse-Palma
Zwei
Bücher Liebe . 1. Auflage 1903
Narben
Eine Antwerpener
Schenkenszene
Blanker Stahl ist gut,
Aber blutiger ist besser.
Fremder, sei auf deiner Hut,
Durstig ward mein Messer.
Laß die Schenkin sein!
Ihre jungen Brüste schwellen
Viel zu süß für dich Gesellen,
Hände weg, denn die sind mein! -
Aus der Mütze ins Genick
Fiel sein Haar, sein regennasses.
Aus den Wimpern schoß ein Blick,
Schoß ein jäher Blick des Hasses.
Aber heiß ins Angesicht
Sprang auch mir ein rotes Zürnen:
Steuermann, dich fürcht' ich nicht,
Und für alle sind die Dirnen.
Fester faßt' ich nur das Mädel,
Doch da fuhr in klirr'ndem Flug
Schon vorbei an meinem Schädel,
Dicht vorbei, sein Literkrug.
Hei, wie liefen wir uns an,
Mann auf Mann mit offnen Klingen,
Und ich sah nur dann und wann
Rote Funken um mich springen.
Und ich sah sein Messer rot,
Blutigrot bis ans Gehenke,
Und da ward auch meines rot
Mit den Dielen in der Schenke.
Weißem Pantherzahne gleich
Schlug mein Stahl ihm in die Rippen,
Und bald lag er blaß und bleich,
Rotes Blut auf stillen Lippen.
Jahre gingen drüberher.
Viermal grünten Busch und Bäume.
Aber heut noch bang und schwer
Tropft sein Blut in meine Träume.
Und die Narben, die ich trag',
Die von seinem Stahl empfangnen,
Brennen wie am ersten Tag,
Spricht mein Tag mit den vergangnen ...
Georg
Busse-Palma . 1876 - 1915
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