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Carl Busse
Gedichte . 2. veränderte Auflage (vermutlich) 1894/1895



Klingendes Liedel

Als ich heut den Feldweg schritt,
Zog mir stets ein Klingen mit,
Polenlieder, lastig-kecke,
Folgten mir die ganze Strecke,
Ach, und alles that sie singen,
Die da fuhren, die da gingen,
Bauernhochzeit kam vorbei,
Lachen, Lärm und Lustgeschrei,
Vorn im Wagen klingt die Fiedel
Immerzu dasselbe Liedel,
Brummbaß selbst nach seiner Art
Brummt das Lied sich in den Bart,
Und der Wind singts in den Zweigen
Und begleitet froh die Geigen,
Wird von weitem hergetragen,
Singts doch selbst am Bauernwagen
Rastlos rollend sich das Rädel:
    Wie ein Bursche und ein Mädel,
    Naseweises, junges Ding,
    Spät noch in die Brombeer'n ging.

Weiter klingt das Lied im Chor
Frisch von Jung und Alt empor:

Stehn die zwei am Brombeerraine,
Dort der andre, hier der eine,
Pflückt das Mädchen voll Vertrauen
Schon die Beeren, schwarzen, blauen,
Doch dem Knaben, der noch zaudert,
Kaum noch süße Worte plaudert,

Sitzt der Schalk schon im Genick,
Und im nächsten Augenblick:
Jesus Christus! schreit das Mädel -
Also rollt das Bauernrädel,
Singen Wandrer, singen Winde,
Singt es im Gezweig der Linde,
Und der Brummbaß brummt in Ruh,
Und die Geige girrt noch zu:
"Ja, so geht's, daß Gott erbarme,
Brombeerranken, Burschenarme,
Halten jede Dirne fest ..."

Flog ein Vogel aus dem Nest,
Aus dem Nest mit schrillem Laut,
Das er tief im Gras gebaut.
Fragt die Fiedel, leise klingend:
"Liebes Vöglein, flügelschwingend,
Sag, warum bist du entflohn?" -
Brummt der Baß: "Das wißt ihr schon!"


  Carl Busse . 1872 - 1918






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