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Karl Kraus
Worte
in Versen I . 1. Auflage 1916
Beim Anblick einer sonderbaren Parte
Fängt so der Tod an? Im Annoncenteil?
Dahin denn kommt man?
Ein Friedhof, wo Bestattung Leichenschändung ist!
Nichts als Gewinnsucht steht um diese Särge.
Ob Feuer oder Erd' - zuerst die Zeitung!
Und wieder einen haben sie dahin getragen.
Und wieder einen.
Ein Trauerrand trennt doch den Tod vom Geld:
es kommt zum Rand, doch nicht zum Tode.
Hier ist geweihter Grund.
Die Seele ist nicht feil um einen Heller.
Halt - halt - halt - halt! Wer ruft dort aus der Gruft?
8 Kronen 40!
8 Kronen 40 Heller in der Parte!
In dieser Parte steht: 8 Kronen 40!
Wer hat das ausgeheckt? Wem fiel das ein?
Seht näher hin: ein Trauerrand - kein Zweifel!
Und er umgibt die Mitteilung: vorrätig
Es ist kein Blendwerk. Deutlich steht es hier.
Ein Trauerrand ist's um die Mitteilung:
vorrätig bei -
vorrätig bei Buchhändler Hugo Heller!
8 Kronen 40 wirft er in die Gruft!
8 Kronen 40 liegen in der Gruft.
8 Kronen 40 gibt die Gruft zurück!
Wie? ist das Geld gestorben? Starb ein Buch?
Der Autor starb.
Und das ersieht man prompt aus jener Parte
gleich nebenan, die das Begräbnis anzeigt.
Der Tod ein Sandwichman?
Der Sarg 'ne Litfaßsäule? Faßt euch.
So starb das Geld nicht, es erschlug den Tod,
und trauert nun um ihn. Nimmt sich den Anteil.
Unlautere Kondolenz besteht am Platz.
Der Tod ist pleite. Einfach der Kalkül:
Tut er, was er kann,
tut sie auch, was sie kann.
Und sie kann!
Karl
Kraus . 1874 - 1936
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