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Detlev von Liliencron
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1893
Freie Liebe
Denen, die es angeht.
Schönes Kind von achtzehn Jahren,
Ein Weilchen sind wir zusammengefahren
Durch diese verdammt langweilige Welt.
Und schon sind uns die Rosen vergällt?
Schon lauert Gähnen und lästiger Trug.
Um des Himmelswillen genug, genug!
Ein toter Docht kann nicht mal glimmen,
Ein lässiger Arm kein Meer durchschwimmen.
So geh deinen Weg du, ich gehe den meinen,
Wollen uns grämen nicht, wollen nicht greinen,
Und sollten wir später uns treffen einmal,
Wirds keinem von uns zu Kummer und Qual.
Hast schnell einen Schatz, ich find' ein Schätzchen,
Du einen Kater, ich ein Kätzchen,
Streichelst dann, eia, ein ander Hänschen,
Und mir schläft im Arm ein ander Gänschen.
Nur immer frisch das Leben genossen,
Bald hält uns hähmisch der Sarg umschlossen.
Und nun lebwohl, Dank sei Dir gebracht
Für manche sturmherrliche Liebesnacht.
Noch einmal komm' ich Morgen früh,
Und dann ist die Sache perdauz und perdü.
Detlev
von Liliencron . 1844 - 1909
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