Grotten Catulls

In das graue Gemäuer deiner Gärten,
Zwischen deiner Ruinen Efeuranken
Dringen spielend und suchend wie Lazerten
Dichteraugen hinab und Dichtergedanken.

Welten steigen aus deinen Trümmermalen,
Säulenhallen erblühn mit tausend Bogen,
Dampfend füllen der heißen Quellen Wogen
Alabasterne Riesenbadeschalen.

Purpurdecken wie Rotweinbäche fließen
Von Terrassen hinab zum Felsgestade,
Nackte Frauen mit veilchenadrigen Füßen
Wandeln über sie hin, erquickt vom Bade.

Zimbeln klingen und Flötentöne werben
In den sommer- und dufterfüllten Lüften,
Braune Arme umschlingen weiße Hüften,
Und die Lüste sind groß, wie großes Sterben - -

Grotten Catulls? Ihr eines Dichters Räume?
Ach, an diesen verwunschnen Wunderborden
Sind nur Wirklichkeiten vielleicht geworden
Einstmals eines Poeten kühnste Träume.

Und nun dürfen aus ihren Schuttverstecken,
Efeugräbern und Immortellenranken
Seine Träume zurück zum Stein erwecken
Dichteraugen allein und Dichtergedanken


  A. De Nora . 1864 - 1936

Expressionisten
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