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Gedichte, Lyrik, Poesie

Erfüllung
162 Bücher



A. De Nora
Erfüllung . 1. Auflage 1916



Heimaterde

"O Mutter, lieb Mutter, in Krieg muß ich gehn.
Wer weiß, werd' ich wieder die Heimat sehn!

Das Haus und den Garten und Wiese und Feld,
Den Boden, von eigenen Händen bestellt,

Die teuere Erde, auf der man gelebt,
Die einen gebärt, und die einen begräbt..."

Die Stimme des Jungen zittert sehr.
Die Hände der alten Mutter noch mehr.

Was halten die zitternden Hände umhüllt?
Ein Säckchen aus Linnen, mit Erde gefüllt.

""O Junge, mein Junge, und gehst du auch fort,
Ich geb' dir die Heimat am fremdesten Ort.

Die Scholle scharrt' ich aus unserem Grund,
Sie soll dich geleiten zu jeder Stund',

Sie soll dich schützen als heiliges Gut,
Wie du sie schützest mit deinem Blut!""

- Der Sohn zieht fort in des Kriegs Gewühl.
Die Schlacht verdonnert. Die Nacht ist kühl.

Am Wegrain liegt er im fernen Land,
Sein Blut durchrieselt zerschossen Gewand.

Aus dem zerschossnen Gewande quillt
Ein Säckchen von Linnen, mit Erde gefüllt.

Das halten zwei zitternde Hände fest
Im letzten Krampf an die Brust gepreßt.

Und über das Antlitz, bläulich und fahl,
Huscht hell eines Lächelns sterbender Strahl -

Dann findet er selig die ewige Ruh.....
Die Erde der Heimat deckt ihn zu.


  A. De Nora . 1864 - 1936






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