Zwei Nächte

Neun Uhr.
Das "Deutsche Theater" tut
Seine Pforten auf.
Und über die breiten schillernden Treppen
Im großen Foyer
Strömt wieder brandende Menschenflut
Und rauschen Schleppen.
Ein tausendfüßiges Gedränge
Die Stufen hinauf
In des riesigen Saales weites Parkett
Und durch die lauschigen Logen der Ränge.
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Ist bal paré,
Indessen der Feind an den Toren droht?
Lacht über der Zeit Gigantengebot
Leichtsinnig in dekoll'tierter Toilett'
Ein Münchner
"Frassäh'".....?
Nein.
Dieser tausend Füße jeder
Steckt
Fest, plump, schwer
In derbem, knarrendem Stiefelleder
Und über die breiten Nacken her
Schwanken nicht Spitze und Straußenfeder,
- Schwanken Bündel starrenden Strohs.
Die fegen raschelnd über die Stiegen,
Wie Seidenschleppen der Dominos.
Im Nu
Unzählig in Saal und Logen liegen
Die Landwehrmänner hingestreckt
Zur harten Ruh'.
- Kein Geigengedudel und Froufrou!
Kein Sekt! Keine Austern und Delikatessen!! -
- Würste, die sie aus Fäusten essen -
Wasser, aus zinnernen Bechern gesogen -
Und dann - als einziger Rhythmus - geht
Durch den hohen, stillgewordenen Saal
Ihrer atmenden Lungen tiefes Wogen....

Nur einer noch steht,
Wie ein Pfahl
Stumm an einer Säule der Logenwände,
Und wacht:
Der Führer, der sie hierhergebracht,
Ein junger Leutnant, bartlos und fahl.
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Vor etlichen Monden stand er so
An dieser selben Säule einmal,
Und hat getanzt und geküßt und gelacht
Und voller toller Sünde, hoiho,
Dieselben Stunden verfliegen sehn....
... Nun faltet er sacht
Die wieder weißbehandschuhten Hände,
- Als ob er für alles, was hier geschehn,
Heilig entsühnend, diese Nacht
An jene bände....


  A. De Nora . 1864 - 1936

Expressionisten
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