Am Morgen

Es duftet der frühe Morgen
So kühl und frischbehaucht
Gleich einem jungen Weibe,
Das mit dem blühenden Leibe
Aus seinem Bade taucht.

Sie reckt die sehnenden Arme
Wohlig empor ins Blau,
Und über die blanken Glieder
Rieseln noch leise nieder
Die letzten Tropfen Tau.

O du! Bald wirst du trauernd
Anziehn dein Tagesgewand!
Und es kommen die harten Stunden
Und decken mit Staub und Wunden
Deine feine Feenhand.

Und bis der Abend wieder
Über der Welt verglüht,
Ach, wirst du sein wie die andern,
- Schmutzig und heiß vom Wandern
Und müd' - - zum Sterben müd' ...


  A. De Nora . 1864 - 1936

Expressionisten
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