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A. De Nora
Ruhloses
Herz . 1. Auflage 1908
Das Kätzchen
Sonderbar. In meiner Brust
Sitzt ein kleines schwarzes Kätzchen.
Wie auf rotem, seidnem Polster
Sitzt auf meinem roten Herzen
Hingeschmiegt das Kätzchen, blinzelnd
Schläfrig mit den grünen Äuglein,
Und im Schlafen schnurrt es leise.
Wohlig schnurrt es und behaglich,
Denn es träumt. Von Maiennächten?
Sternenhimmeln? weißen Mäuschen?
Oder gar von andern Kätzchen,
Die mit hoch erhobnen Wedeln
Und mit zärtlichem Miauen
Um des Dachs Kamine streichen?
Hingeschmiegt auf meinem Herzen
Träumt es, und im Traume dann
Reckt und streckt es sich wollüstig
Und umspannt dabei mein Herz
Mit den feinen schwarzen Tätzchen.
Jedesmal wenn etwas Schönes,
Etwas Extra-Süßes träumt
Meinem Kätzchen, dehnt es lüstern
Seine kleinen scharfen Krallen,
Daß die rote Polsterseide
Knirschend daran hängen bleibt.
Ach, das rote Seidenpolster
Ist mein Herz, und tiefe Wunden
Reißt das hübsche schwarze Kätzchen
In mein Herz bei jedem Traume.
Wunden, die wollüstig brennen,
Wunden, die erlösend bluten
Schmerzlich süß, in heißen Tropfen,
Wie die Tränen Glückberauschter.
Wenn du legst, o liebes Mädchen,
Deines Ohrs opalne Muschel
An die Brust mir, wirst du drinnen
Deutlich niederfallen hören
Wie im Takt die heißen Tropfen,
Und du wirst dazwischen immer
Auch das leise Schnurren hören.
Und dann sage mir, o Süße,
Kennst du das verdammte, liebe,
Grausam träumerische Kätzchen?
A.
De Nora . 1864 - 1936
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