Das Ringlein

Ich hab' mich herumgetrieben
In fremden Landen lang,
Mein heimliches deutsches Lieben
Ging mit denselben Gang.

Viel tausend Stund' weit dehnen
Sich Meer und Berge aus,
Mein heimliches deutsches Sehnen
Flog schwalbengleich nach Haus.

Ich bin ihm nachgezogen -
Leb' wohl, du ewiges Rom,
Des Arno gelbe Wogen,
Du weißer Mailand-Dom!

Schon wehn die Alpenwinde
Den Staub vom Hute mir,
Schon grüßt mich die erste Linde -
"Feinslieb, nun bin ich hier!

Ich hab' dir ein wunderbares
Goldringlein mitgebracht,
Am Ponte Vecchio war es,
Da glitzert viel goldne Pracht ..."

Sie hat es nicht genommen,
Sie schaute es gar nicht an.
"Du bist zu spät gekommen,
Mich freite ein andrer Mann."

- - Leb' wohl, o Heimatlinde!
Du weißer Alpendom!
Schon wehn um mich heiße Winde,
Es rauscht ein gelber Strom.

Das braune Bettelmädel,
Schaute lang und groß,
Als ihm von Golde edel
Ein Ringlein fiel in' Schoß.

Ein seltsam gelbes Spänglein,
Geformt mit feinem Scherz,
Als fräß' ein lustiges Schlänglein
Ein rotes Rubinen-Herz...


  A. De Nora . 1864 - 1936

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