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Ruhloses Herz
162 Bücher



A. De Nora
Ruhloses Herz . 1. Auflage 1908



Das rote Mal

Du mit dem roten Mal im Gesicht,
Mein Liebling, schlafe! Du weißt ja nicht,
Wie du dazu gekommen.
Ich aber weiß es. Tausendmal
Hab' ich schon küssend das rote Mal
Zwischen die Lippen genommen.

Tausendmal an die schreckliche Nacht
Hab' ich schaudernd dabei gedacht,
Als durch Fenster und Fugen,
Von der Treppe bis übers Dach
Lodernd, in mein Mädchengemach
Die prasselnden Flammen schlugen.

Händeringen und Hilfeschrei'n -
Was half's? In den sichern Tod hinein
Wagte keiner zu springen.
Nur ein einziger - hörst du's, Sohn? -
Nur ein einziger lief in die Loh'n,
Als müßt' er sie zwingen.

Mitten durch Trümmer, Rauch und Glut
- Ach, er kannte den Weg so gut,
Den Weg zu meinem Stübchen -
Mitten durch den Höllenbrand
Wie ein Engel von Gott gesandt,
Kam er holen sein Liebchen.

Er legte mich an die Schulter hin,
An der ich so oft gelegen bin,
Und küßte mich auf die Wangen.
Und sprang hinunter. Hinter ihm her
Aus dem jauchzenden Funkenmeer
Brennende Balken sprangen.

Sie haben ihn erschlagen blind.
Mich ließen sie leben und dich, o Kind,
Das ich im Schoße getragen,
Dich, mit dem roten Mal im Gesicht....
- Warum ich's küsse, du weißt es nicht,
Und die Toten können's nicht sagen.


  A. De Nora . 1864 - 1936






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