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Ruhloses Herz
162 Bücher



A. De Nora
Ruhloses Herz . 1. Auflage 1908



Der sterbende Vagabund

Auf allen Löchern meiner Glufft
Pfeift mit den kalten Lippen
Ihr Totenlied die Winterluft,
Und klappernd schlägt der Frost, der Schuft,
Den Takt mit meinen Rippen.

"Paß auf jetzt, alter Vagabund!
Du gehst am letzten Stecken!
Bald hämmert dir die Scheidestund',
Bald wirst du wie ein kranker Hund
Am nächsten Eck verrecken!" - -

- Mich kümmert's nicht. Mir ist's egal.
Und ob sie mich verscharren
Mit oder ohne Sterbchoral,
Ich fahr' zur Hölle wohl einmal
Auch ohne Leichenkarren.

Doch finden mich die Leute tot
Einmal im Straßengraben,
So freut's mich nur, schockschwerenot,
Daß sie nochmal die liebe Not
Mit meinem Leichnam haben.

"- Woher? Warum? Wie starb der Mann? ..."
Doktoren, Richter, Schreiber,
Die ganze Kommission rückt an
Gescheit herumzuschnüffeln dann
Am ärmsten aller Leiber.

Der Doktor gibt zu Protokoll:
"Erfroren ohne Zweifel ..."
Der Schreiber schmiert den Wisch wie toll,
Der Richter schnupft die Nase voll:
"Wie riecht der Kerl! Pfui Deifel!"

- - Und wißt ihr, was der Kerl dahier
Einst war, der Bettelbruder?
Ein hohes Tier! - Und Pack wie ihr,
Bekam einst manchen Tritt von mir! -
- So, nun begrabt mich, Luder!


  A. De Nora . 1864 - 1936






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