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A. De Nora
Ruhloses
Herz . 1. Auflage 1908
Hochtour
"Großartig! Gletscherhaft schön!"
Finden die Söhne der sandigen Mark
Die schimmernden Alpen,
Wenn sie von ferne
In goldenem Lichte flammen sehn
Die Zinnen und Zacken
Wie Riesenbrillanten!
Und mit Juhu
Stürzen sie sich in vollen Zügen
Aus ihres Alltags langeweil'gen
Klappermühlen
Hinein in die Berge.
Doch wenn sie drin -
In den Bergen -
Weh!
Dann merken sie erst, daß die Brillanten
Nicht so brillant sind,
Und daß, die Zinnen zu ersteigen,
Haut und Hosen kostet und Blut,
Und die Zacken
Hacken und packen,
Und daß man schmutzig wird bei dem Klettern,
Und zuweilen sogar
Nicht 'mal gesund wird, sondern leider
Hungrigen Adlern dient zur Speise
In irgend einer
Sehr schönen, sehr romantischen Schlucht.
So ist die Liebe.
Ich weiß es.
Denn mein Herz, mein törichtes Herz
War diesen Sommer
Selber auf Urlaub
In den blauen Bergen der Liebe.
Mit Juhu!
Zog es ein und
Mit Weh!
Stürzte es ab;
Und hat sich mehrere Saiten gebrochen,
Und wäre fast (natürlich: lyrisch!)
Verblutet.....
Mühsam, elend zurückgekommen,
Recht zurückgekommen sah's aus.
Meine Frau
Mit klugen, stillen, liebenden Händen
Hat es wieder geflickt,
Und pflegt es gesund.
Aber lächelnd hebt sie den Finger
Und spricht zu mir:
Siehst du?
Ich hab' es mir gleich gedacht,
Dein Herz ist zu alt
Für so eine Hochtour!
Bleibe von nun an hübsch damit
Zu Hause!
A.
De Nora . 1864 - 1936
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