Schwedischer Überfall

Die Sterne werfen silbernen Schein
auf Hütten von Stroh und Lehm.
Viel Augen starren ins Land hinein
und suchen Jerusalem.

"Die Kraft der heiligen Stadt, ihre Macht
muß einmal kommen wohl über Nacht
mit zündendem Blitz und flammendem Schwert!"
So kündet's der Prediger dort beim Herd.
Die Bauern strecken die Hälse vor
und beben beim Knarren von Tür und Tor.

Der Mond, der ewige Wandersmann,
geht erdenfern und bleich -
Aus Bruch und Forst zum Dorf heran
schleicht ein schwedischer Streich.

Im rauchdurchqualmten Stubenkreis
brennen die Herzen und Hirne heiß.
Vom deutschen Gott, seinem neuen Recht
kündet vor Bauer, Magd und Knecht
der Prädikant mit flammendem Munde - - -
In die Schale der Zeit fällt Stunde um Stunde.

Zum Morgenrufe hebt sich der Hahn,
da loht's und knistert's ringsum.
Ein Hund fängt zu knurren und bellen an -
heult einmal auf und - ist stumm.

In Jubel hüllt sich der Prädikant:
"Christus ist kommen ins deutsche Land!
Nun hat alle Not und Sorg ein End,
was werden jetzt schaffen die deutschen Händ!"
Da bricht es durchs Tor in die Stuben ein:
"Der Schwed ist da, ihr Bauernschwein!"

Und Schrecken, blutiger Schwalch und Flammen
schlagen über die Bauern zusammen.
Und Schwedentrunk und Landsknechtsspott
ersticken den Ruf nach dem deutschen Gott -
und eh eine Viertelstunde um,
ist alle Sehnsucht nach Christus stumm.

Die Sonne wirft ihren güldnen Schein
auf brennenden Schutt und Lehm -
die Schweden reiten ins Land hinein,
zu retten Jerusalem.


  Alfons Petzold . 1882 - 1923

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