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Alfons Petzold
Totentanz
. 1. Auflage 1923
Der Bauer
Gar viele, unzählige Male verfluchte Wochen
stand er im Kriege und lebte verruchtestem Mord,
fraß sich düsterbrütenden Haß in die Knochen
gegen das ehemals so liebe, göttliche Wort.
Als er am Ende, noch monatelang gefangen,
in der Baracke viel schlaflose Nächte durchsann,
er tief mit glühenden Hacken und Zangen
Gott aus der blutenden Seele zu reißen begann.
Als er, der harte, schweigsame Inntaler Bauer,
kehrte heim nach Tirol, da fand er sein Weib
gelehnt an die mit dem Christus geschmückte Mauer,
in heißem Gebete zuckte sein hagerer Leib.
Er trat, ohne Wort an sie, aus der dämmrigen Kammer,
nach einer Weile kehrte er wieder zurück;
in seinen Händen trug er Nagel und Hammer,
in seinem Auge funkelte richtender Blick.
Er nahm das Gebetbuch, mit dem er selbst oft gelegen
vor seinem Gott, die Finger krampfig gespannt,
und nagelte es mit ein paar wuchtigen Schlägen
ganz oben an die eigene Laubenwand.
Dann ging er hinaus zu seinen Kühen und Pferden,
hörte nicht auf seines Weibes irres Rufen und Schrei'n,
und ackerte später mit ruhigen Pflügergeberden
auf herbstlicher Erde bis in den Abend hinein.
Alfons
Petzold . 1882 - 1923
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