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Gedichte, Lyrik, Poesie

Schmetterlinge
162 Bücher



Carl Spitteler
Schmetterlinge . 2. Auflage 1907



Vorwort

Das Herz vergnügt, die Hände voll,
Wollt' ich zu Markt spazieren.
- Da schnarcht' ein kritischer Scholarch am Zoll: -
"Haben Sie nichts zu deklarieren?"

Ein Wink - und mit gezücktem Knebel
Umsteh'n ihn seine schneidigen Feldwebel.
Mit Augen rechts das ganze Regiment
Betend ihr literarhistorisch Reglement.
- Ich aber sprach zu mir, bei dieser lieblichen Erscheinung:
"Das macht nun unsre öffentliche Meinung!"

"Was haben Sie denn da für Dinge?
Gefälligst weisen Sie her!"
"Sind lauter Schmetterlinge."
"Nicht möglich!! Haben Sie sonst nichts mehr?!"

Eine stramme universelle
Dichtwage protzt' er herbei.
Damit prüft' er für alle Fälle
Der Schwärmer zwei oder drei.

- Und wog und maß und makelte,
- Und munkelt' und orakelte,
- Verneinte dies und meinte das,
- Plötzlich - ich weiß nicht wie und was:
Sum!
Stoben sie alle drei ihm um den Kopf herum

Sie schossen durch die Stadt, dem fernen Walde nach
In pfeilgerader Bahn, leuchtend von Dach zu Dach,
Jenseits den Rain hinab zur grünen Tiefenau,
Und über Fluß und Tal und Feld und Wiesengau;
Und wo sie flogen, durch die Lüfte wanden
Sie Flammenschnüre, Rosen und Girlanden.

Jetzt siehst du die Moral zutage liegen:
Der Schmetterling wird nicht geprüft mit wagewiegen,
Das leichte Ding bedeutet ohne Frage: fliegen.


  Carl Spitteler . 1845 - 1924






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