Am Morgen

Die Nebel lösen
silbern sich vom See,
und Felder tauchen frisch
aus zartem Duft.
Die Berge scheinen traumhaft fern,
und über allem liegt ein Hauch
von kindlicher Erwartungsfreude,
unberührter Göttlichkeit.
Besänftigt scheint, was gestern
wild dich quälte.
Geläutert durch des Schlafes
stumme Macht.
Und jede Blume atmet taugefrischt
dir wunderbaren Duft entgegen,
und im Gezweige singen Vögel
dir ihr hellstes Lied.
Bald wird der Morgenwind
die letzten Schleier heben,
dann leben wir
im wärmeren Glanze.
O Gottheit, Sonne!
gib uns Kraft zu tragen
des neuen Tages
Seligkeit und Leid.


  Francisca Stoecklin . 1894 - 1931

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