Auf dem Balkon

Hoch oben
über allen Häusern
hängen wir in die Nacht.
Überwölbt vom dunkelnden Himmel,
wo noch einsam
der Abendstern glänzt,
die Wipfeln der Pappeln
im Winde beben.
Wir warten, wir träumen
bis die andern Gestirne erscheinen,
der Mond groß und golden
aus den Wolken wallt,
unsere Gesichter
mit seinem Licht überzaubert,
im Kelche
den Wein vergoldet.

Das ist die Stunde,
wo sich alles Irdische
dem Unendlichen vermählt.
Herzleid und Glück
in einer Gloriole brennen.

Sind wir strebender Baum,
Oder fallender Stern,
Klang der Sphärenmelodie,
oder perlender Wein -
War Gestern -
Wird einmal Morgen sein -?

Trinke Geliebter!
Trink auf den ewigen Augenblick,
trink auf den heiligen Sonnenmond.
Trink auf die göttlichen
Zeichen der Sterne.


  Francisca Stoecklin . 1894 - 1931

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