Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Das Buch der Träume
162 Bücher



Eduard Stucken
Das Buch der Träume . 1. Auflage 1917



Der Schlüssel

Trüb ist der Tag, und der Regen macht Fensterglas blind;
Oede umschleicht mich; im Ofenrohr wimmert der Wind -
(ich gab dir mein Reliquienkästchen, du Schlangenkind).

Grau ist der Himmel, wo weinende Wolken ziehn;
grau ist mein Antlitz, seit Sonne mich nicht mehr beschien -
(du thronst und öffnest den Kleinodbehälter auf den Knien)

Bleiern die Luft hier; die Uhr tickt so trüb an der Wand,
mahnt an die Zeit, die gespensterhaft, glücklos entschwand -
(du läßt die Perlenschnüre gleiten durch deine Hand).

Schreibtisch und Bücherschrank dämmern im Regenlicht bleich,
heitern mein Herz nicht, das arm ward (und war doch so reich!) -
(zu dir, du Schlangenkind, stieg ich ins Totenreich).

Einsamkeit rieselt herab auf mich, zaudert dahin;
Dinge verlieren den Goldglanz, ergrauen wie Zinn -
(mein Leid entlockte Tränen der Höllenkönigin).

Nimmermehr find ich den Schlüssel zum eichenen Spind,
wo, wie im Sarg, Glückstunden aufgebahrt sind -
(du nahmst den kleinen Schlüssel mit dir, du Schlangenkind).


  Eduard Stucken . 1865 - 1936






Gedicht: Der Schlüssel

Expressionisten
Dichter abc


Stucken
Das Buch der Träume

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Der Schlüssel, Eduard Stucken