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Eduard Stucken
Das
Buch der Träume . 1. Auflage 1917
Der Schlüssel
Trüb ist der Tag, und der Regen macht Fensterglas blind;
Oede umschleicht mich; im Ofenrohr wimmert der Wind -
(ich gab dir mein Reliquienkästchen, du Schlangenkind).
Grau ist der Himmel, wo weinende Wolken ziehn;
grau ist mein Antlitz, seit Sonne mich nicht mehr beschien -
(du thronst und öffnest den Kleinodbehälter auf den Knien)
Bleiern die Luft hier; die Uhr tickt so trüb an der Wand,
mahnt an die Zeit, die gespensterhaft, glücklos entschwand -
(du läßt die Perlenschnüre gleiten durch deine Hand).
Schreibtisch und Bücherschrank dämmern im Regenlicht bleich,
heitern mein Herz nicht, das arm ward (und war doch so reich!) -
(zu dir, du Schlangenkind, stieg ich ins Totenreich).
Einsamkeit rieselt herab auf mich, zaudert dahin;
Dinge verlieren den Goldglanz, ergrauen wie Zinn -
(mein Leid entlockte Tränen der Höllenkönigin).
Nimmermehr find ich den Schlüssel zum eichenen Spind,
wo, wie im Sarg, Glückstunden aufgebahrt sind -
(du nahmst den kleinen Schlüssel mit dir, du Schlangenkind).
Eduard
Stucken . 1865 - 1936
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