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Das Buch der Träume
162 Bücher



Eduard Stucken
Das Buch der Träume . 1. Auflage 1917



Vision

Zum Friedhof, blank im Mondenlicht,
führte mich einst ein Nachtgesicht.
Grabschriften las ich dort und fand
    eine, Immortellen-umkränzt ...
    weiß starrte empor, mondbeglänzt,
aus dem Grab eine Mädchenhand.

Sie hob sich drohend, schauerlich,
eine Anklage gegen mich.
Da kniete ich neben das Grab
    und schaufelte Erde darauf;
    doch immer hob die Hand sich auf
und nimmer sank die Hand hinab.

Milchig, mit Rosennägeln, schlank
war die Hand, die ins Grab nicht sank.
Und ich, - erfaßt von Grau'n und Wut, -
    nahm mein Messer, und ich zerschnitt
    wie eine Frucht die Hand damit - -
auf Grabblumen sickerte Blut.

Doch aus dem Grab, weiß wie zuvor,
ragt noch immer die Hand empor.
Seitdem vergingen Jahre schon;
    und in Nächten immer noch schwebt
    vor mir die Hand, die sich erhebt,
um mir zu winken, mir zu drohn.


  Eduard Stucken . 1865 - 1936






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