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Heinrich Lautensack
Das
Schlafzimmer . 1. Auflage 1911
Die Apotheose des Kleiderkastens
d. i. ein lustig-zärtlich's Duo,
allabendlich aufgeführt von
nicht einmal so ganz jung mehr verheirateten Leuten, und
wobei das diskrete Orchester - Streichmusik - hinter dem
Kleiderkasten praktiziert zu denken ist.
BEIDE (und aufräumend währenddessen):
Und wenn die Lust uns noch so drängt,
wir
wissen sie zu zügeln:
voreh nicht alles aufgehängt
im
Kasten und an Bügeln,
voreh gibt's nix bei uns. - Die Zeit
lass'
dir nur unverdrossen
und lieb' in nackter Menschlichkeit,
wenn jede Hüll' erst weit und breit
im
Schrank ist weggeschlossen!
ER ALLEIN (die Hose zusammenlegend und seine Frau
dabei ein wenig frozzelnd):
Erstens bleibt dir so's Hosenbein
zu
morgen stets in Falten;
zweitens kommt's dreifach wieder 'rein,
dies
bissel An-sich-halten
- zumal bei deiner Frau. - Du glaubst
garnicht,
wie sich's verzinset,
wenn du die Spanne ihr noch raubst
und die Erwartung höcher schraubst,
bis
sie schon heimlich blinzet ...!
SIE ALLEIN (ist nicht faul natürlich und gibt die Frozzelei
zurück, während sie sich ein letztes Mal am Kasten zu
schaffen macht, und wobei im Orchester das Knerzen immer
stärker wiedergegeben wird):
Du mit der männlicher'n Montur
bist
jed'smal zeit'ger fertig
und sitzst nun da und wartest nur,
den
Augenblick gewärtig,
bis dass die 'täfelt Kastentür
ein
letztes Mal tut knerzen ...
das klingt aus seiniger Furnür
wie ein verliebt "Ich ach .." herfür
und
kommt ihm wohl von Herzen ..!
BEIDE (in einer Art Tanz auf das Bette zu):
Oh Leut', lernt's gern hab'n, dies Getös,
bis
dass's schier melodiös kracht:
dann ist auch keiner nie nerviös,
wenn
das ihn nicht nerviös macht!
Das sei die Prob' auf Eure Eh',
quasi
die Stimmengabel!!
Danach geh' Enka Konzerté ...
erst laich hinein ... jetzt lift in d'Höh ...
ER ALLEIN (irr):
Zum non sum Dignus Domine ...
SIE ALLEIN (im Ertrinken vor Lust doch noch warnend ausrufend):
Und jetzt, Mann, haltst' dein Schnabel ...
Heinrich
Lautensack . 1881 - 1919
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