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Das Schlafzimmer
162 Bücher



Heinrich Lautensack
Das Schlafzimmer . 1. Auflage 1911



Die Apotheose des Kleiderkastens

d. i. ein lustig-zärtlich's Duo, allabendlich aufgeführt von
nicht einmal so ganz jung mehr verheirateten Leuten, und
wobei das diskrete Orchester - Streichmusik - hinter dem
Kleiderkasten praktiziert zu denken ist.


BEIDE (und aufräumend währenddessen):

Und wenn die Lust uns noch so drängt,
                wir wissen sie zu zügeln:
voreh nicht alles aufgehängt
                im Kasten und an Bügeln,
voreh gibt's nix bei uns. - Die Zeit
                lass' dir nur unverdrossen
und lieb' in nackter Menschlichkeit,
wenn jede Hüll' erst weit und breit
                im Schrank ist weggeschlossen!

ER ALLEIN (die Hose zusammenlegend und seine Frau
dabei ein wenig frozzelnd):

Erstens bleibt dir so's Hosenbein
                zu morgen stets in Falten;
zweitens kommt's dreifach wieder 'rein,
                dies bissel An-sich-halten
- zumal bei deiner Frau. - Du glaubst
                garnicht, wie sich's verzinset,
wenn du die Spanne ihr noch raubst
und die Erwartung höcher schraubst,
                bis sie schon heimlich blinzet ...!

SIE ALLEIN (ist nicht faul natürlich und gibt die Frozzelei
zurück, während sie sich ein letztes Mal am Kasten zu
schaffen macht, und wobei im Orchester das Knerzen immer
stärker wiedergegeben wird):

Du mit der männlicher'n Montur
                bist jed'smal zeit'ger fertig
und sitzst nun da und wartest nur,
                den Augenblick gewärtig,
bis dass die 'täfelt Kastentür
                ein letztes Mal tut knerzen ...
das klingt aus seiniger Furnür
wie ein verliebt "Ich ach .." herfür
                und kommt ihm wohl von Herzen ..!

BEIDE (in einer Art Tanz auf das Bette zu):

Oh Leut', lernt's gern hab'n, dies Getös,
                bis dass's schier melodiös kracht:
dann ist auch keiner nie nerviös,
                wenn das ihn nicht nerviös macht!
Das sei die Prob' auf Eure Eh',
                quasi die Stimmengabel!!
Danach geh' Enka Konzerté ...
erst laich hinein ... jetzt lift in d'Höh ...

ER ALLEIN (irr):
Zum non sum Dignus Domine ...

SIE ALLEIN (im Ertrinken vor Lust doch noch warnend ausrufend):
Und jetzt, Mann, haltst' dein Schnabel ...


  Heinrich Lautensack . 1881 - 1919






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