Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Sebastian im Traum
162 Bücher



Georg Trakl
Sebastian im Traum . 1. Auflage 1915



Winternacht

    Es ist Schnee gefallen. Nach Mitternacht verläßt
du betrunken von purpurnem Wein den dunklen
Bezirk der Menschen, die rote Flamme ihres Herdes.
O die Finsternis!
    Schwarzer Frost. Die Erde ist hart, nach Bitterem
schmeckt die Luft. Deine Sterne schließen sich zu
bösen Zeichen.
    Mit versteinerten Schritten stampfst du am Bahndamm
hin, mit runden Augen, wie ein Soldat, der eine
schwarze Schanze stürmt. Avanti!
    Bitterer Schnee und Mond!
    Ein roter Wolf, den ein Engel würgt. Deine Beine
klirren schreitend wie blaues Eis und ein Lächeln voll
Trauer und Hochmut hat dein Antlitz versteinert und
die Stirne erbleicht vor der Wollust des Frostes;
oder sie neigt sich schweigend über den Schlaf eines
Wächters, der in seiner hölzernen Hütte hinsank.
    Frost und Rauch. Ein weißes Sternenhemd verbrennt
die tragenden Schultern und Gottes Geier zerfleischen
dein metallenes Herz.
O der steinerne Hügel. Stille schmilzt und vergessen
der kühle Leib im silbernen Schnee hin.
    Schwarz ist der Schlaf. Das Ohr folgt lange den
Pfaden der Sterne im Eis.
    Beim Erwachen klangen die Glocken im Dorf. Aus
dem östlichen Tor trat silbern der rosige Tag.


  Georg Trakl . 1887 - 1914






Gedicht: Winternacht

Expressionisten
Dichter abc


Trakl
Sebastian im Traum
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Winternacht, Georg Trakl