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Adelbert von Chamisso
Gedichte
. 1836
Küssen will ich, ich will küssen
Freund, noch einen Kuß mir gieb,
Einen Kuß von deinem Munde,
Ach! ich habe dich so lieb!
Freund, noch einen Kuß mir gieb.
Werden möcht' ich sonst zum Dieb,
Wär'st du karg in dieser Stunde;
Freund, noch einen Kuß mir gieb,
Einen Kuß von deinem Munde.
Küssen ist ein süßes Spiel,
Meinst du nicht, mein süßes Leben?
Nimmer ward es noch zu viel,
Küssen ist ein süßes Spiel.
Küsse, sonder Zahl und Ziel,
Geben, nehmen, wiedergeben,
Küssen ist ein süßes Spiel,
Meinst du nicht, mein süßes Leben?
Giebst du einen Kuß mir nur,
Tausend geb' ich dir für einen.
Ach wie schnelle läuft die Uhr,
Giebst du einen Kuß mir nur.
Ich verlange keinen Schwur,
Wenn es treu die Lippen meinen,
Giebst du einen Kuß mir nur,
Tausend geb' ich dir für einen.
Flüchtig, eilig wie der Wind,
Ist die Zeit, wann wir uns küssen.
Stunden, wo wir selig sind,
Flüchtig, eilig wie der Wind!
Scheiden schon, ach so geschwind!
O, wie werd' ich weinen müssen!
Flüchtig, eilig wie der Wind,
Ist die Zeit, wann wir uns küssen.
Muß es denn geschieden sein,
Noch nur einen Kuß zum Scheiden!
Scheiden, meiden, welche Pein!
Muß es denn geschieden sein?
Lebe wohl, und denke mein,
Mein in Freuden und in Leiden,
Muß es denn geschieden sein,
Noch nur einen Kuß zum Scheiden!
Adelbert
von Chamisso . 1781 - 1838
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