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Adelbert von Chamisso
Gedichte
. 1836
Idylle
Möglichst treue Uebersetzung aus
der Tonga-Sprache.
Mariner's Account of the Tonga - islands. Second edition, with additions.
London 1818. V. II. Grammar. (Ohne Seitenzahl.)
Müßig plaudernd von dem äußern
Strande
Weilten wir und weilten, als daher kam
Uns auffodernd eine Schaar von Mädchen:
Kommt, wir wandern nach dem äußern Strande,
Schau'n von dort den Untergang der Sonne,
Lauschen dort dem Zwitschern von den Vögeln
Und der Klage von der wilden Taube.
Blumen wollen wir am Fuß der Klippen
Bei Matówto pflücken, und das Mahl dort,
Das von O'ne man uns bringt, genießen;
In dem Meere schwimmen, in den süßen
Wasserbächen uns das Salz abspühlen,
Dann mit duft'gem Sandelöhl uns salben
Und zu Kränzen uns're Blumen flechten.
Wann vom Scheitelpunkt der Vogelhöhle
Athemlos wir in die Tiefe starren,
Und des Meeres Fernen überschauen;
Weht zu uns, den Träumen hingegeb'nen,
Von der Ebne her der mächt'ge Landwind
Durch die Wipfel schlanker Kasuarinen;
Und betrachtend, wie die Brandung unten,
An den festen Fuß des Felsen schlagend,
Sich unsinnig müht ihn durchzubrechen,
Fühlen wir uns das Gemüth erweitert;
Wohler wird uns also, denn beharrend
In des Lebens niederm Kreis befangen.
Spät wird's, laßt zur Stadt zurück uns
kehren. -
Horcht! der Sänger Stimme schallt herüber;
Mögen wohl zum Fackeltanz sich üben,
Ihn zu Nacht beim Grabplatz von Tanéa
Aufzuführen. Laßt dahin uns wandern.
O der Tage müssen wir gedenken,
Eh' der Krieg das arme Land zerrissen!
Wehe! furchtbar ist der Krieg; o sehet
Das Gesträuch auf unsern Marken wuchernd,
Und die frühen Gräber vieler Helden!
Unsre Fürsten irren ohne Wohnsitz,
Schleichen nicht mehr einsam bei dem Mondlicht,
Das geliebte Mädchen aufzusuchen.
Eitles Sinnen! Lasset ab zu grübeln,
Wüthet doch der Krieg auf unsern Inseln;
Die von Fiji haben uns, von Tónga,
Krieg gelehrt; nun heischt's, wie sie zu handeln.
Lasset uns des flücht'gen Tags genießen,
Gilt's vielleicht doch morgen schon zu sterben!
Wollen uns mit Blumenkränzen schmücken
Und mit bunten Zeugen uns umgürten;
Wollen duft'ge Blumen um die Stirne,
Aber weiße um den Hals uns winden,
Uns're Bräune lieblich zu erhöhen.
Hört die Männer, hört, wie sie uns preisen!
Aber schon der Fackeltanz vollendet,
Und bereits umhergereicht das Festmahl.
Morgen kehren wir zur Stadt zurücke.
Nicht begehren uns'rer wohl die Männer?
Bitten dringend nicht um unsre Kränze?
So mit Schmeichelreden uns erhebend:
Nicht wohl sind ausnehmend schön zu nennen
Unsre Mädchen von dem äußern Strande?!
Nicht wohl reizend ihre Sonnenbräune?!
Duftverbreitend, wie die blumenreichen
Schluchten Máta-lóco's und Vi-búa's!
Uns verlangt es nach dem äußern Strande,
Laßt am nächsten Morgen uns dahin geh'n.
Adelbert
von Chamisso . 1781 - 1838
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