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Anastasius Grün
Gedichte
. 1869
Auf dem Meere
Auf's Meer bin ich gefahren
Im Kahne ganz allein,
Begeisterung im Herzen,
Im Korb die Flasche Wein.
Auf's Meer bin ich gefahren,
Zu leeren die Flasche rein!
Sieht man so vieles Wasser,
Schmeckt doppelt süß der Wein.
Den vollen blinkenden Becher
Empor hebt meine Hand:
Hoch all' ihr fernen Lieben!
Hoch deutsches Vaterland!
Hinaus bin ich gefahren,
Zu sehn, was bewegter wallt:
Mein Herz, wenn's denkt der Lieben,
Das Meer, wenn's in Wogen sich ballt?
Ein Zug von holden Gestalten
Der schreitet über den Plan,
Als Heiland mit dem Oelzweig
Wallt jede von ihnen heran.
Es sind viel Bilder der Lieben,
Sie sitzen zu mir herein;
Gottlob, daß es nicht die Leiber,
Sonst sänke der Nachen ein!
Auf's Meer bin ich gefahren,
Zu schwören festen Eid,
Beständiges hier inmitten
Der Unbeständigkeit!
Dem Wahren, Rechten, Schönen
Zum Banner treu zu stehn!
Kann ich zu den Besten nicht klimmen,
Doch nie mit den Schlechten zu gehn!
Wo edel der Kampf, zu kämpfen,
Doch fern, wo Wahnwitz ficht!
Und Herz und Mund und Leben
Für Freiheit, Recht und Licht!
Liegt Einer krank am Lager,
Der hat zum Scherzen nicht Zeit;
Trennt wen ein Bret nur vom Tode,
Der schwört nicht falschen Eid. -
Auf's Meer bin ich gefahren,
Zu singen nebenbei
Ein Lied in den freien Aether,
Gleich ihm so frisch und frei!
Hat guten Klang das Liedlein,
Dann klingt es doppelt gut,
Wenn's auf den Flügeln der Lüfte
Sanft hinschwebt über die Fluth.
Hat üblen Klang das Liedlein,
So hat es ja Keiner belauscht,
So wird's ja verweht von den Winden
Und von den Wellen verrauscht.
Anastasius
Grün . 1806 - 1876
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