Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Gedichte
162 Bücher



Anastasius Grün
Gedichte . 1869



Begrüßung des Meeres

Unermeßlich und unendlich,
Glänzend, ruhig, ahnungschwer,
Liegst du vor mir ausgebreitet,
Altes, heil'ges, ew'ges Meer!

Soll ich dich mit Thränen grüßen,
Wie die Wehmuth sie vergießt,
Wenn sie trauernd auf dem Friedhof
Manch ein theures Grab begrüßt?

Denn ein großer, stiller Friedhof
Eine weite Gruft bist du,
Manches Leben, manche Hoffnung
Deckst du kalt und fühllos zu;

Keinen Grabstein wahrst du ihnen,
Nicht ein Kreuzlein, schlicht und schmal,
Nur am Strande wandelt weinend
Manch ein lebend Trauermal. -

Soll ich dich mit Jubel grüßen,
Jubel, wie ihn Freude zollt,
Wenn ein weiter, reicher Garten
Ihrem Blick sich aufgerollt?

Denn ein unermeßner Garten,
Eine reiche Flur bist du,
Edle Keime deckt und Schätze
Dein kristallner Busen zu.

Wie des Gartens üpp'ge Wiesen
Ist dein Plan auch glatt und grün,
Perlen und Korallenhaine
Sind die Blumen die dir blühn.

Wie im Garten stille Wandler
Ziehn die Schiffe durch das Meer,
Schätze fordernd, Schätze bringend,
Grüßend, hoffend, hin und her -

Sollen Thränen, soll mein Jubel
Dich begrüßen, Ozean?
Nicht'ger Zweifel, eitle Frage,
Da ich doch nicht wählen kann!

Da doch auch der höchste Jubel
Mir vom Aug' als Thräne rollt,
So wie Abendschein und Frühroth
Stets nur Thau den Bäumen zollt.

Zu dem Herrn empor mit Thränen
War mein Aug' im Dom gewandt;
Und mit Thränen grüßt' ich wieder
Jüngst mein schönes Vaterland;

Weinend öffnet' ich die Arme,
Als ich der Geliebten nah;
Weinend kniet' ich auf den Höhen,
Wo ich dich zuerst ersah.


  Anastasius Grün . 1806 - 1876






Gedicht: Begrüßung des Meeres

Expressionisten
Dichter abc


Grün
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Begrüßung des Meeres, Anastasius Grün