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Anastasius Grün
Gedichte . 1869



Die Wunder

Willst du es sehn, wie lohe Flammengluth
Beisammen friedlich wohnt mit Wasserfluth,
Wie beide in einander frei bestehn,
So mußt du ihr ins klare Auge sehn;
Drin wohnt ein Feuer wie die Gluth der Sonne,
Draus siehst du wie aus glühem Flammenbronne
Oft klar den Perlenquell der Thränen thaun,
Kannst Gluth in Fluth und Fluth in Gluthen schaun.

Willst du auch sehn den Becher wunderbar,
Draus tödtend Gift und Honig süß und klar
Mit einem einz'gen Zug man saugen kann:
O blicke ihren Rosenmund nur an!
Der Wunderbecher sind die Purpurlippen,
Draus Süß und Herb mit Einem Zug zu nippen,
Ein Honigseim, der's Herz belebt und nährt,
Ein Gift, das wild am Lebensmarke zehrt.

Und kennst das goldne Wundernetz du nicht,
Wo sich kein Faden in den andern flicht
Das fest zugleich, wenn locker auch und los,
Manch bebend Herz verstrickt in seinen Schooß?
Siehst du der Lockenhaare goldig Prangen?
Das ist das Wundernetz, das mich gefangen,
Das fest zugleich, wenn locker auch und los,
Mein zitternd Herz verstrickt in seinen Schooß.

Willst du es sehn, wie Aetna's Flammenbrand
Mit Thule's eis'gen Schollen sich verband,
Der Eine Gottes flammender Altar,
Die Andern frostig, kalt und ewig starr?
Das sind wir Zwei und unsre beiden Herzen,
Ungleich an Lust, ungleicher noch an Schmerzen,
Das meine wie des Aetna's Brand so heiß,
Das ihre kalt und starr wie Nordpols Eis.


  Anastasius Grün . 1806 - 1876






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