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Friedrich Schiller
Gedichte
. 1804
Der philosophische Egoist
Hast du den Säugling gesehn, der, unbewußt noch der Liebe,
Die ihn wärmet und wiegt, schlafend von Arme zu Arm
Wandert, bis bei der Leidenschaft Ruf der Jüngling erwachet,
Und des Bewußtseyns Blitz dämmernd die Welt ihm erhellt?
Hast du die Mutter gesehn, wenn sie süßen Schlummer dem Liebling
Kauft mit dem eigenen Schlaf, und für das Träumende sorgt,
Mit dem eigenen Leben ernährt die zitternde Flamme,
Und mit der Sorge selbst sich für die Sorge belohnt?
Und du lästerst die große Natur, die bald Kind und bald Mutter
Jetzt empfänget, jetzt giebt, nur durch Bedürfniß besteht?
Selbst genügsam willst du dem schönen Ring dich entziehen,
Der Geschöpf an Geschöpf reiht in vertraulichem Bund,
Willst, du Armer, stehen allein und allein durch dich selber,
Wenn durch der Kräfte Tausch selbst das Unendliche steht?
Friedrich
Schiller . 1759 - 1805
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