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Friedrich Schiller
Gedichte . 1804



Die Hochzeit der Thetis

Nach dem Euripides.

    Wie lieblich erklang
Der Hochzeitgesang
Den zu der Cither tanzlustigen Tönen,
Zur Schalmey und zum libyschen Rohr
Sang der Kamönen
Versammelter Chor
Auf Peleus Hochzeit und Thetis der Schönen.

    Wo die Becher des Nektars erklangen,
Auf des Pelion wolkigten Kranz
Kamen die zierlich gelockten und schwangen
Goldene Solen im flüchtigen Tanz.
Mit dem melodischen Jubel der Lieder
Feierten sie der Verbundenen Glück,
Der Berg der Centauren hallte sie wieder,
Pelions Wald gab sie schmetternd zurück.

    Unter den Freuden des festlichen Mahls
Schöpfte des Nektars himmlische Gabe
Jovis Liebling der phrygische Knabe
In die Bäuche des gold'nen Pokals.
Funfzig Schwestern der göttlichen hüpften
Lustig darneben im glänzenden Sand,
Tanzten den Hochzeitreigen und knüpften
Reizende Ring' mit verschlungener Hand.

    Grüne Kronen in dem Haar
Und mit fichtenem Geschosse,
Menschen oben, unten Rosse,
Kam auch der Centauren Schaar,
Angelockt von Bromius Pokale
Kamen sie zum Göttermahle.

    Heil dir, hohe Nereide!
Sang mit lautem Jubelliede
Der Thessalierinnen Chor,
Heil dir! sang der Mädchen Chor,
Heil dir! Heil dem schönen Sterne,
Der aus deinem Schooß ersteht!

    Und Apoll, der in die Ferne
Der verborgnen Zukunft späht,
Und der auf den unbekannten
Stamm der Musen sich versteht,
Chiron der Centaure, nannten
Beide schon mit Nahmen ihn,
Der zu Priams Königssitze
Kommen würde an der Spitze
Seiner Myrmidonenschaaren,
In des Speeres Wurf erfahren,
Wüthen dort mit Mord und Brand
In des Räubers Vaterland,
Auch die Rüstung, die er würde tragen,
Künstlich von Hephästos Hand
Aus gedieg'nem Gold geschlagen,
Ein Geschenk der Göttlichen,
Die den Göttlichen empfangen.
So ward von den Himmlischen
Thetis Hochzeitfest begangen.


  Friedrich Schiller . 1759 - 1805






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