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Arthur Fitger
Fahrendes
Volk . 3. Auflage (vermutlich) 1890
Hinunter!
Wo vielgegipfelt Felsgestein
Sich türmend in die Wolken reckt,
Und sich im Laub der Sonnenschein
In tausend gold'nen Ringeln neckt,
Da lieg' ich gern im dunklen Moose,
In Ginsterdickicht, Farrenkraut,
Und schau' hinauf in's Gränzenlose,
In's Meer der Luft, das droben blaut.
Auf weitgespannten Flügeln schwebt
Ein Weih in Kreisen schwindelhoch,
Und meine ganze Seele strebt
Hinauf die Bahnen, die er zog;
Sie badet mit ihm in den Winden,
Im lichten Wolkenocean,
Sie will im Sonnenglanz verschwinden,
Der Himmel ist ihr aufgethan.
O selig, wer im Aetherduft
Lebend'gen Gottesodem trinkt,
Wenn unter ihm in Nebelgruft
Das engbegrenzte Thal versinkt.
Da wimmeln emsig die Geschlechter
Der kargen Erde, Staubgethier;
Wir aber schweben hoch in ächter
Göttlicher Freiheit über ihr.
Doch horch, - da schrillt ein scharfer Schrei!
Und jählings wie der Wetterstrahl
Stürzt aus den Wolken sich der Weih
Zur Atzung nieder in das Thal. -
Nur Götter können rein entbehren;
Den Sohn der Erde zwingt die Not;
Und flieht er in die höchsten Sphären,
Im Staube sucht er sich sein Brot.
Arthur
Fitger . 1840 - 1909
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