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Arthur Fitger
Fahrendes
Volk . 3. Auflage (vermutlich) 1890
Neue Götter
Krachend stürzen deine Sitze
Vor des Mönches frevlem Beil;
Rüste, Donar, deine Blitze,
Triff ihn mit dem Donnerkeil!
Wetter seh'n wir wohl sich ballen,
Aber ach, kein Strahl entloht;
Schiedet ihr aus Asgards Hallen,
Ahnen-Götter, seid ihr todt?
Schon habt ihr den Balder zu Grabe getragen,
Mit heißen, mit ewig erneuten Klagen;
Nun brach auf euch selber die Dämm'rung herein,
Das götterverschlingende, schwarze Verhängniß;
Und lodernd als Fackel zum Leichenbegängniß
Verzehrt sich in Flammen der heilige Hain.
Deutet uns der Christen Mahnung,
Was die Sage halb enthüllt?
Ward des Balderliedes Ahnung
In Mariä Sohn erfüllt?
Neues Reich wird er bereiten,
Der vom Tode rein erstand,
Und durch Zeit und Ewigkeiten
Waltet nun der Heliand?
Die Berge versinken, es steigen die Meere,
Die Fülle sie leert sich, es füllt sich die Leere,
Die Jahre, die Tage verwandeln die Welt;
Das heute Geborne muß morgen veralten;
Selbst Götter gehorchen den dunklen Gewalten,
Und gründen ihr Reich, und es steht und zerfällt.
Fahret hin, ihr hohlen Larven!
Nimmer tön' euch Festgesang,
Und wir schleudern unsre Harfen
Nach in euren Untergang;
Nimmer ziemt uns mehr des frommen,
Priesterlichen Kranzes Zier;
Denn ein andrer Gott ist kommen,
Der da besser ist denn ihr.
Doch hört es, ihr Enkel, wenn einst das Jahrtausend
Der Zukunft von Neuem aufgährend und brausend
Zerschmettert den heute gebauten Altar,
Zerschmettert die Tempel, die ragend sich thürmen,
Dann nahet euch wieder ein Gott in Stürmen,
Dann bringt ihm die Seele, die hoffende, dar.
Denn wie auch die Form sich wandelnd
Stets ein ander Antlitz weist,
Einer ist, der ewig handelnd
Mit sich fort das Weltall reißt.
Bild ist, wie er uns erscheine,
Ach, wer spricht sein Wesen aus;
Doch in unsres Busens Reine
Steht sein unvergänglich Haus.
Arthur
Fitger . 1840 - 1909
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