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Gedichte, Lyrik, Poesie

Fahrendes Volk
162 Bücher



Arthur Fitger
Fahrendes Volk . 3. Auflage (vermutlich) 1890



Spielmanns Heimweh

Der Spielmann wandert im tiefen Schnee,
Der kreischt unter seinen Schritten;
Da kommt des Waldes liebliche Fee
Durch's Tannendunkel geritten.

"Traut lieber Spielmann, nun steig' zu mir
Auf mein milchweißes Rößlein;
Durch Schluchten führ' ich und Felsrevier
Dich in mein Zauberschlößlein.

In meinem Schlößlein ist's traulich und warm,
Laß draußen die Stürme fegen;
Du sollst indessen in meinem Arm
Der süßesten Minne pflegen.

Ich will dir kredenzen den goldigsten Wein,
Und nimmer sollst du mehr fasten;
Und nachts an meinem Busen soll dein
Schwarzlockiges Haupt ausrasten.

Dir schließen die Leute die Thüre zu
Und lassen dich hungern und frieren,
Komm mit, komm mit, was hast denn du
Da draußen noch zu verlieren?"

Sie lockte so süß, so wunderbar,
Ihr rosiges Mündlein lachte. -
Nun weilt der Spielmann schon sieben Jahr'
Im dämm'rigen Bergesschachte.

"Gesprungen die Saiten, die Lippen sind stumm,
Die hellmelodische Quelle;
Dein liederjubelndes Herze, warum
Erseufzt es, trautlieber Geselle?"

""Was soll ich noch sagen und singen noch
Hier unten, wo Keiner mich höret?
O liebliche Fee, o hättest du doch
Mich nun und nimmer bethöret.

O liebliche Fee, nun laß mich zieh'n,
Hier schnürt es mich enger und enger;
Nach Hörern schmachten die Melodien,
Nach Menschen schmachtet der Sänger.

Und leid' ich auch Hunger und Ungemach,
Das soll mich nicht kränken noch schmerzen,
Hallt nur meines Liedes Echo nach
In Einem lebendigen Herzen.""


  Arthur Fitger . 1840 - 1909






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