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Gedichte, Lyrik, Poesie

Fahrendes Volk
162 Bücher



Arthur Fitger
Fahrendes Volk . 3. Auflage (vermutlich) 1890



Spielmanns Nachtfahrt

Der letzte Heller ist verthan,
Frau Wirtin die thät keifen;
Nun muß ich durst'ger Fiedelmann
Des Weges fürder schweifen.
Der Regen strömt, und eisig mischt
Ein grauer Schnee sich drunter;
Im Föhren-Forst der Sturmwind zischt;
Nun, Spielmann, halt' dich munter.

Kein einz'ger Stern am Himmel brennt,
Die Nacht wird wild und wilder
Und jagt am dunkeln Firmament
Verzerrte Wolkenbilder.
Es stöhnt im tiefen Felsverließ,
Es kreischt und schreit da droben,
Als wollte durch die Finsterniß
Der wilde Jäger toben.

Nun sing' und geige tapfer drein!
Beim bunten Maienfeste
Da mag wohl Jeder Spielmann sein,
Der Liebling aller Gäste;
Goldklaren Trank das Mägdlein reicht,
Vom Tanz die Pulse wogen,
Da kommt und sieht und siegt er leicht,
Der Held vom Fiedelbogen.

Doch nun im nächt'gen Nebeldunst,
Nun halte fest die Geige,
Auf daß sich siegreich deine Kunst
Den finst'ren Mächten zeige.
Heb' an: was schiert mich Hunger viel
Und Zorn der Wettergeister?
Ich und mein treues Saitenspiel
Sind dennoch ihre Meister.

So lang noch eine Saite schwirrt,
Mag mich kein Dämon quälen;
Ich hab's gewußt: wer Spielmann wird,
Auf Unstern muß er zählen.
Der reiche Tisch, der warme Herd
Liegt nicht auf meinen Wegen;
Drum darf ich auch, was Gott beschert,
In mir das Höchste hegen.


  Arthur Fitger . 1840 - 1909






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