Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Fahrendes Volk
162 Bücher



Arthur Fitger
Fahrendes Volk . 3. Auflage (vermutlich) 1890



Zwei Pathen

Der König wollte taufen
Den neugebornen Sohn;
Rings horchte der Gäste Haufen
Des Bischofs Festsermon.

Da kam wohl über die Stiege
Mit leichtem Schritt herbei
Und trat an des Kindleins Wiege
Eine wunderschöne Fey.

"Dich will ich wohl bedenken,
Mein Kind, mit mächtigem Wort,
Ein Königreich dir schenken
Im tannendunklen Nord.

Verlaß im Stahlgeschmeide
Dein hohes Vaterhaus
Und ziehe weit über die Haide,
Dein Reich zu suchen, aus!"

Da in der Gäste Mitte
Zur Wiege trat herbei
Mit leicht geflügeltem Schritte
Eine andre schöne Fey.

,Dich will ich wohl bedenken,
Mein Kind, mit reicher Hand,
Ein Königreich dir schenken
Am südlichen Palmenstrand.

Du sollst deinen Rappen zäumen,
Umgürten dir das Schwert,
Und suchen in fernen Räumen
Das Reich, das ich beschert!'

In stolzer Augenweide
Lächelten von dem Thron
Die freud'gen Eltern beide
Herab auf ihren Sohn. -

Und fragt ihr nach dem Knaben,
Was Hohes er gewann? -
Da drunten liegt begraben
Ein greiser Bettelmann.

Sein Leben war zersplittert
Für dies, für das Idol,
So wie die Nadel zittert
Vom Pol zum Gegenpol.

Kein Reich hat er erworben,
Verloren die Heimat dazu;
Er ist gestorben, verdorben -
Gott gebe der Seele Ruh!


  Arthur Fitger . 1840 - 1909






Gedicht: Zwei Pathen

Expressionisten
Dichter abc


Fitger
Fahrendes Volk
Requiem

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Zwei Pathen, Arthur Fitger