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Arthur Fitger
Requiem
aeternam dona ei . 1. Auflage 1894
Persische Ballade
Nun ist des grausen Kriegs genug;
Gottlob wir feiern Frieden;
Des Nordens Sultan macht Besuch
Dem Sultan in dem Süden.
Weitmäulig gafft der Populus,
Der Schranz scharrt mit dem Gala-Fuss,
Die Herrscher wechseln Kuss um Kuss:
Der Zwist sei nun vergessen
Beim Essen.
Der Geier schwelgt im Schlachtgefild,
Feist frisst sich die Hyäne,
Und die allmächt'ge Zeit, sie stillt
Zuletzt die letzte Thräne.
Und wenn die Krüppel Orgel dreh'n,
So brauchen sie nicht betteln geh'n,
Gescheh'n ist leider Gott's gescheh'n;
Doch nun sind alte Feinde
Zu Freunde.
Und Friedenspalmen am Portal
Und Lorbeer in den Gängen -
Da sprach die Fürstin: "Mein Gemahl,
Wo so viel Kränze hängen,
Und wo vergessen so viel Groll
Und Gift und Hader, wirst du wohl
Ein Kränzlein, als bescheidnen Zoll,
Ein Dichtergrab zu ehren,
Mir wehren?
Wer sang so süss wie Almansor?
Wer sprüht so bunte Scherze?
Wer schoss dem Nachtgespensterchor
So gold'ne Pfeil' in's Herze?
Sein Tod, langsamer Höllenbrand -
Sein Grab, ein ferner Wüstensand -
Sein grosser Schatten selbst verbannt -
Mein Kranz möcht' all' die Flecken
Bedecken."
Ein Flüstern schwirrt im Saal dahin,
Spukblau umflort die Lichter:
"Ein Kranz von Unserer Sultanin
Für den verfehmten Dichter?
Ward König dort und König hie
Des Blutes satt, so schliessen sie
Den Krieg wie eine Schachparthie;
Wer wird am Sieg des Stärker'n
Sich ärgern?
Doch dieser König vom Parnass,
Lies's sich vom Satyr kitzeln,
Auf Uns'res Gast's Grossonkel Spass-
Und Spottverslein zu kritzeln.
Für ihn giebt's nimmermehr Pardon!"
Die Schranzen glotzten Devotion,
Die schöne Fürstin schlich davon,
Ihr Kranz - von Hundebissen
Zerrissen!
Arthur
Fitger . 1840 - 1909
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