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Schauen und Sinnen
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Hanns von Gumppenberg
Schauen und Sinnen . 1. Auflage 1913



Das alte Wirtshaus

Jüngst ging ich meinem Verlangen nach
    In ein Bergnest, das einst mich freute:
Noch flirrten die Erlen, noch rauschte der Bach,
    Noch grüßten mich freundliche Leute.

Doch den Platz, wo ich damals träumte und trank
    In brausenden Jugendstunden:
Vorm alten Wirtshaus die alte Bank,
    Die hab' ich nimmer gefunden.

Ein grellfunkelnagelneues Hotel
    Stand breit an selbigem Orte:
Kein braunverwettertes Holzgestell,
    Ein Gebäude patentester Sorte.

Wohl war mein Wirtshaus lediglich
    Eine Einkehr für die Bagage -
Das neue, gottlob, das hält auf sich,
    Und hat sogar Autogarage!

Es gibt dort auch Bols und deutschen Sekt
    Und feinsten Aufschnitt, kalten -
Mir aber hätte viel besser geschmeckt
    Ein Schwarzbrotkeil in dem alten,

Dazu eine Maß vom Bauernfaß
    Aus dem Krug mit dem Glaskarfunkel -
Ich blieb nicht lange, ich schritt fürbaß,
    Und der Abend war traurig und dunkel.


  Hanns von Gumppenberg . 1866 - 1928






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