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Schauen und Sinnen
162 Bücher



Hanns von Gumppenberg
Schauen und Sinnen . 1. Auflage 1913



Der Reiche

Ein Monolog Gottes

    Ihr wollt mich lästern,
    Ja lächerlich leugnen,
    Gehirnmikroben
Auf euer'm wirbelnden Sandkorn,
    Weil das alternd
    Unter euch einbrach
    Und hunderttausend
    Von euch begrub?
Als hielte mich Anstand und Pflicht,
    Nach eurer Art
    Sorglich zu sparen
    Mit dem, was mein ist!
    Ihr Bettlerseelen!
Wisset ihr denn, wie reich ich bin?
    Wär't ihr geworden,
    Ihr Traurigen alle,
    Wär' ich so arm,
    So knickerig ängstlich,
    So wählend und zählend
vWie euresgleichen?
    Doch ich bin reich -
Darum wurdet auch ihr!

So groß ist mein Reichtum,
    Daß ich nicht weiß,
    Wie reich ich bin.
    Wissen wollt' ich's!
    Und warf, was mein ist,
    Rings in den Raum -
    Ball über Ball hinaus,
Billionen funkelnder Riesenjuwelen,
    Sonnenring an Sonnenring,
    Weltenrad um Weltenrad!
    Doch keine Grenzen im Raum
    Fand meine Habe.

Wissen wollt' ich, wie reich ich bin -
    Und ich ließ nicht bestehen
All', was da rings in Unendlichkeit
Glühte und blitzte und rollte und kreiste!
    Aber aus steter Vernichtung
    Band es sich neu
    In rettender Kraft
    Und hob sich verjüngt
    In neuer Form
    Und regte sich weiter,
    Und stirbt und ersteht
    In Ewigkeit!

Meint denn ihr Einzelnen, Armen,
    Es reue mich,
Daß ich euch enden lasse,
    Wie ich euch schuf?
Soll ich nicht sehen und fühlen,
    Wie reich ich bin?
Euch verschwenden will ich,
Euch verschwenden kann ich,
Keime und Blüten und Früchte,
    Monde und Erden,
    Sonnen und Welten,
    Leiden und Freuden
    Darf ich vergeuden -
    Denn ich bin reich!


  Hanns von Gumppenberg . 1866 - 1928






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