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Hanns von Gumppenberg
Schauen
und Sinnen . 1. Auflage 1913
Der Reiche
Ein Monolog Gottes
Ihr wollt mich lästern,
Ja lächerlich leugnen,
Gehirnmikroben
Auf euer'm wirbelnden Sandkorn,
Weil das alternd
Unter euch einbrach
Und hunderttausend
Von euch begrub?
Als hielte mich Anstand und Pflicht,
Nach eurer Art
Sorglich zu sparen
Mit dem, was mein ist!
Ihr Bettlerseelen!
Wisset ihr denn, wie reich ich bin?
Wär't ihr geworden,
Ihr Traurigen alle,
Wär' ich so arm,
So knickerig ängstlich,
So wählend und zählend
vWie euresgleichen?
Doch ich bin reich -
Darum wurdet auch ihr!
So groß ist mein Reichtum,
Daß ich nicht weiß,
Wie reich ich bin.
Wissen wollt' ich's!
Und warf, was mein ist,
Rings in den Raum -
Ball über Ball hinaus,
Billionen funkelnder Riesenjuwelen,
Sonnenring an Sonnenring,
Weltenrad um Weltenrad!
Doch keine Grenzen im Raum
Fand meine Habe.
Wissen wollt' ich, wie reich ich bin -
Und ich ließ nicht bestehen
All', was da rings in Unendlichkeit
Glühte und blitzte und rollte und kreiste!
Aber aus steter Vernichtung
Band es sich neu
In rettender Kraft
Und hob sich verjüngt
In neuer Form
Und regte sich weiter,
Und stirbt und ersteht
In Ewigkeit!
Meint denn ihr Einzelnen, Armen,
Es reue mich,
Daß ich euch enden lasse,
Wie ich euch schuf?
Soll ich nicht sehen und fühlen,
Wie reich ich bin?
Euch verschwenden will ich,
Euch verschwenden kann ich,
Keime und Blüten und Früchte,
Monde und Erden,
Sonnen und Welten,
Leiden und Freuden
Darf ich vergeuden -
Denn ich bin reich!
Hanns
von Gumppenberg . 1866 - 1928
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