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Hanns von Gumppenberg
Schauen
und Sinnen . 1. Auflage 1913
Erinnerungen
Erinnerungen, die wir sterben ließen,
Die unser warmes Herzblut nimmer nährte,
Sie folgen doch als Schatten unsrer Fährte
Und lauschen draußen, wenn wir nun genießen.
Im Dunkeln stehn sie stumm vor unsrer Türe
Wie Bettler, denen niemand mehr will schenken -
Mit wehen Blicken stehen sie, und denken
Verrauschter Freuden und verklungner Schwüre.
Doch einst, wenn dieses Ich, das sie geboren,
Versunken in den Grund der tiefsten Nächte:
Dann haben wieder alle gleiche Rechte,
Die Schwestern alle, denen wir geschworen;
Die jüngsten dann, der Seele letzte Habe,
Den längstgestorbnen reichen sie die Hände,
Zu tanzen ohne Neid und ohne Ende
Den leichten Reigen über unserm Grabe.
Hanns
von Gumppenberg . 1866 - 1928
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