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Karl Henckell
Im
Weitergehn . 1. Auflage 1911
Sprüchlein
"... Das Vulgus hat viele Flausen
im Kopfe, und wollte man sich daran
kehren, hätte man viel zu tun."
Schopenhauer,
Abhandlungen zur Dialektik.
Ausgelacht
Daß man mich oft im Leben verlacht,
Draus hab ich mir blitzwenig gemacht.
Ich sagte mir in den meisten Fällen:
Die Leute lachen - die Hunde bellen.
Zwischenraum
Tu einen Schritt nur ihnen entgegen,
Sie geben dir zwiefach ihren Segen,
Aber sie werden schrecklich verstimmt,
Wenn man wieder mehr Zwischenraum nimmt.
Überlegen
Leben will dich überlisten.
Sollst mit edlern listen lohnen.
Deine Adler lasse nisten
Lachend in des Lebens Kronen.
Der Snob
Jener da guckt mich so an, als hätt' ich auch gar nichts geschrieben
(Höchstens drei Liedchen vielleicht!), was sich der Mühe verlohnt.
Unübertrefflicher Tropf! Selbst meiner Gedichte geringstes
Leuchtet wie Tau, kritisiert's solch ein frisierter Mandrill.
Den Totengräbern
Ihr fürchtet die Flamme, solange sie loht,
Und sucht sie mit Sand zu ersticken,
Ihr schlagt mit den Toten die Lebenden tot,
Um euch mit den Schädeln zu schmücken.
Mein Schutz
Schlagt ihr mich mit Keulenschlägen,
Stecht ihr mich mit Nadelstichen -
Hart wie Eisen ist mein "Brägen",
Meine Haut wie hornbestrichen.
Gefoppt
Sie glaubten schon, daß sie mich steckten,
Wohin man die "Braven" steckt -
Da hatt' ich mal die Korrekten
Mit meiner Korrektheit geneckt.
"Man"
"Wissen Sie, was man von Ihnen sagt?"
Ich habe noch nie danach gefragt.
"Man" ist ein zweifelhafter Geselle,
Sein Maul ist eine hohle Schelle,
Ein schal Gewäsch ist seine Rüge,
An seinem Rockschoß hängt die Lüge.
Ziel der Frauen
Nicht mit Eifern,
Grollen, Geifern
Wider Macht und Wuchs im Mann -
Mitzuwirken
In Bezirken
Weiten Lebens, löst den Bann.
Ziel der Frauen:
Mitzubauen
Vollbefugt und selbstbefreit,
Zu entfalten,
Zu gestalten
Großen Zug der Menschlichkeit.
Karl
Henckell . 1864 - 1929
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