Das Volkslied

Einst gab's namenlose Lieder:
aus dem Dunkel kamen sie,
in das Dunkel tauchend nieder.
Doch es sang die Melodie

in den Lüften leise-leise
weiter... Und es wuchs der Ton
zu der lebensvollen Weise,
wie sie jeder Bauernsohn

ungeschrieben singt bis heute.
An der Wiege klingt sie lind
wie ein liebliches Geläute
von der Mutter zu dem Kind.

Und so trägt sie weit und weiter
eine unsichtbare Hand,
und so fließt sie immer breiter
wie ein Strom durchs deutsche Land.


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917

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