Der Prophet

Fragst du: wie die Augen
des Propheten sind?
- Weit von den Gesichten,
wild wie Märzenwind;

hell vom Feuerscheine
nahenden Gerichts;
wie zwei glühe Fackeln
in das Land des Lichts.

Fragst du: wie die Hände
des Propheten stehn?
- Wie ein Wegeweiser.
Ihnen folgt im Gehn

Jedes, nicht erst fragend:
"wo führst du hinaus"?
Geistgewalten sind sie,
weisen dich nach Haus.

Fragst du mich: wie redet
des Propheten Mund?
- O! er ward von Geistesglühen
schier wie wund.

Ist es doch ein Schwerstes
irdisch sein und Geist.
Einer hats' erfahren -
Ahnst du, was es heißt?

O, ich kann's verstehen,
wenn der Seher spricht:
"Gib mir Menschenstimme
wieder! Töt mich nicht!"


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917

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