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Lösungen und Erlösungen
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Karl Ernst Knodt
Lösungen und Erlösungen . 1. Auflage 1916



Rembrandt

(Gustav Naumann zu Dank).

Du bist ein Maler jenes ewigen Widerstreites,
der Zwischen Licht und Finsternis besteht,
in Deinen Werken und in Deinem Leben;
Dein Leben war Dein wahrstes Werk.

Ein Maler, mehr noch Menschenschöpfer:
sahst Du im großen Farbenkasten Gottes
jedwede Einzelfarbe, jeden sondren Strahl
der Lichtwelt, die ein Schleier trennt
von diesem Stern, deß Schönheit sonst
so überstaubt von Scham und Menschenschuld.

Selbst trugst Du diesen Zwiespalt in der Seele,
Himmel und Hölle klafften drin;
drum sind auch Tag und Nacht in Deinen Bildern.

In seltnen Stunden stiegst du auf zum Quell des Lichts,
bis in den Kern der Sonne drang Dein innrer Blick.
Dann fielst Du wieder jäh herab zur Erde,
bis in den Schlamm stiegst du hinab,
und Deine Schicksalsfrage sie hat Wahrheit:
"Was dachtest, Gott, Du, als Du mich erschufst?"

So hat kein Künstler je geliebt, gebetet;
so hat kein Mensch gehaßt, gehöhnt, wie Du.
Tagtäglich mußtest Du Dich selbst erschlagen,
um selbigen Tages wieder neu zu leben:
das ist's, was Deine Werke ewig macht.
Sind Deine Werke doch wie Feuersteine
des durch den Weltraum rasenden Kometen,
der, sie verleuchtend, auswirft und dann selbst verlöscht.

Weh! wer mit kleiner Seelenkraft gleichhoch will fliegen:
er stürzt herab wie Ikarus und stirbt.
Du aber lebst und wirkst in Ewigkeiten!
Stark war Dein Irren, stärker doch Dein Glauben,
und mächt'ger als die Nacht in Dir das Licht.

In all den gottverlassenen Stunden, wo das Dunkel
die Liebe und das Licht in Dir verschlang,
wo du an Gott und Menschen irre wardst:
da wußtest Du Dich immer wieder zu erinnern,
wo, unberührt vom Weh, der Quell der Liebe floß,
wo, unverletzt vom Leid, das Land des Lichtes lag.

Du schlugst die Bibel auf; Dich traf der Strahl:
"Es werde Licht!" - da maltest du das Licht
der Gottheit, die ein Mensch geworden.

Und als die letzte Nacht die Schatten um dich legte,
die keine Erdensonne mehr verscheucht,
als in Dein dämmernd Stübchen, drin die Armut wohnte,
der Tod eintrat, die Augen milde löschend,
die müde Hand vom harten Stifte lösend:

da sank die freie Seele in die Abendsonne,
die durch die Scheiben schien und nahm Dich mit
in jenes Land des Lichts, das Du geglaubt.
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Wer glaubt fortan nicht selbst den Sieg des Lichts?


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917






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