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Karl Ernst Knodt
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1902
An die "modernen" Sehnsüchtler
Wohl hab ich mit euch Vielen Eins gemein:
Die Sehnsucht.
Doch die meine geht allein,
Zieht einem Ziele zu, das ihr nicht nennt,
Fliegt einer Heimat zu, die ihr nicht kennt.
Sie geht zu Gott.
Und eure? ..
Nirgendhin!
Doch hat die Sehnsucht dann nur einen Sinn,
Wenn sie was sucht, ein Ziel; wenn sie erstrebt
Ein Irgendwo, das übermenschlich lebt,
Das du nicht findest in der Erde tiefsten Gründen:
Erlösung - die Erlösung von den Sünden!
... Ein uferloses Meer giebt keine Ruh:
Es deckt nicht Leben, deckt nur Tote zu.
Sehnsucht sucht Land. Heimweh will heim.
Nach Haus zu kommen zieht der Wandrer aus.
... Es giebt ein Heimathaus! Es giebt ein Vaterland!
Und auch der Weg dahin ist uns genannt!
Hört! ,Niemand kommt zum Vater denn durch mich!'
Kommt alle her! Euch alle suche ich!
Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
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