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Karl Ernst Knodt
Neue
Gedichte . 1. Auflage 1902
Abschied ist schwer
Abschied ist schwer.
Nicht möcht ich jene Nacht
Die mir die Flügel brach, nochmals bestehn,
Die Nacht, da du mir gingst .. Der eigne Tod
Mag meine Seele stärker finden! - Lauscht:
Es kam auf schwarzer Schwinge jäh ein Geist
Herab und nahm mir meine Mutter mit.
Da brach von dem gewaltigen Widerstand
Die eigne Schwinge mir, die mich so oft
Bis in die Sterne trug.
Abschied ist schwer.
Seit ich dich gehen sah so ganz allein
In die tiefdunkle Nacht voll Sturm, ohn Stab,
Ohn jeden Stern, und weit kein Weg zu sehn
- Ich aber konnte flügellahm nicht mit -
Hass ich den Abschied ... Härtres giebt es nicht,
Wohl geht sichs leichter in den eignen Tod -
Allein!
Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
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