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Karl Ernst Knodt
Neue Gedichte . 1. Auflage 1902



Dorffrieden

Sag, hast du jenen eignen Frieden
Schon je gefühlt, den heut hinieden
Nur noch ein Walddorf weben kann?

Du sitzst zur Mainacht in dem Garten
Allein..
            Als wolltest du erwarten
Gott selbst, so still ists dir..
                    Ein Mann,
Der auf dem Felde sich verspätet,
Huscht heimlich hinterm Zaun vorbei.
Vom hohlen Baum ein Käuzchenschrei,
So schrill, als wärs ein bös Gewissen,
Oder gar ein Menschenherz zerrissen.
Tief aus dem Dorfe schlägt ein Hofhund an.

Sonst alles Traum. Die Dorfnacht betet. -
Und weisses, leises Mondlicht hellt
Das bleiche, junge Aehrenfeld.
Der nahe Wald haucht trunkne Träume
Vom Tage her.
            Ein Kranz der nächsten Bäume
Hebt sich vom hellen Horizont
Wie scharfe Silhouetten ab.
Du schaust hinauf.
                Du schaust hinab.
Die Welt versinkt dir wie ein Grab.
Du träumst von Seligkeit und Siegen
Und hörst die stillsten Engel fliegen.
..Glückselig, wer im Dorfe wohnt!


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917






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